Welch ein Glück, dass wir nicht mehr in der klassischen Sklaverei leben, wo man für ein wenig Essen und Unterkunft seine komplette Lebenszeit opfern musste, damit ein Großgrundbesitzer noch mehr Vermögen anhäufen konnte. Doch diese Zeiten sind ja Gott sei Dank schon lange vorbei!
Stattdessen gewährt man dem Menschen heutzutage etwas mehr Zeit und zusätzlich erhält man etwas bedrucktes Papier namens Geld, damit man sich Essen und Unterkunft leisten kann.
Welch Fortschritt!
Im Gegensatz zu früher dienen die meisten Menschen mehr oder minder freiwillig der modernen Sklaverei. Der Begriff Sklaverei wurde durch "Arbeit" ersetzt und statt der Peitsche verwendet man die Illusion und Abhängigkeit des Geldes. Ansonsten ist eigentlich alles beim Alten geblieben. Die Masse schuftet sich ab, während einige wenige Auserlesene davon maßlos (auf Kosten der Umwelt) profitieren.
Doch was für Alternativen hat man schon?
Deswegen ist es umso wichtiger, sein Leben selber in die Hand zu nehmen. Entscheide selbst, wo und mit welchem Beruf du dich langsam aber sicher zum Wohle der Reichen kaputt arbeiten möchtest. Na ja, ganz so schlimm sollte man es nicht sehen. Vielleicht hat man ja Glück und man bleibt in den 40 Jahren Selbstverwirklichung mittels Arbeit vom Burnout, Infarkt oder Schlaganfall verschont.
Immer positiv denken!
Dann, mit fast 70 Jahren, hat man es vielleicht endlich geschafft. Jetzt kann man beginnen den Rest seines Lebens in vollen Zügen zu genießen. Es sei denn, dass man nicht von Krebs oder einem anderen Leiden heimgesucht wurde. Alleine zwei Drittel aller Menschen ab dem 65. Lebensjahr müssen sich mit Arthrose herumschlagen. Die Wahrscheinlichkeit einer Erkrankung im hohen Alter ist nicht niedrig, wenn man bedenkt, welchen negativen Umwelteinflüssen man überall ausgesetzt ist/war:
Radioaktive Verstrahlung durch Tschernobyl und Fukushima, Mikroplastik im Wasser, Pestizide, Herbizide, genmodifizierte Nahrung, Smog, Abgase, Feinstaub, elektromagnetische Wellen, Funkwellen, Amalgan, Quecksilber, Asbest, Aspartam, Antibiotika im Fleisch, Natriumfluorid und vieles mehr...
Und je mehr man von alledem unbewusst absorbiert hat und je anfälliger das Immunsystem geworden ist, desto größer besteht die Möglichkeit einer schwerwiegenden Erkrankung. Nun gut, wie ich bereits anfangs erwähnte: Immer positiv denken. Vielleicht meint es das Schicksal ja wirklich gut mit uns und man kann die kurze verbleibende Lebenszeit noch aktiv mit gebrechlichen Knochen mitgestalten.
Vorausgesetzt, dass wir unsere Miete bezahlen können!
Die astronomisch hohen Mieten in Großstädten und die schnell steigenden Preise von Lebensmitteln und Gütern, könnten dazu führen, dass man in den Außenbezirk ziehen oder nebenbei noch etwas Leergut von den Straßen aufsammeln muss. Und das, obwohl man 40 Jahre seines Lebens durchgehend geschuftet hat. Wahnsinn, oder nicht? Wenn man Glück hat, unterstützen einen noch lebende Verwandte und wenn alle Stricke reißen, kann man immer noch unter eine Brücke ziehen.
Jetzt aber ist es wirklich soweit! Wir können es uns in bester Gesundheit und mit einer minimalen Rente auf unserem 20 Jahre alten Sofa bequem machen. Eventuell blickt man auf die zurückliegenden Erlebnisse auf der Arbeit zurück. Oder die Enkelkinder kommen zu Besuch, um den ollen zahnlosen Opa zu begutachten. Vielleicht haben wir auch noch ein tolles Hobby, welches man selbst im Greisenalter tätigen kann, wie beispielsweise Schach oder Lesen.
Und falls wir alles satt haben, können wir immer noch die Fernbedienung schnappen und uns in den hunderten von Fernsehkanäle verlieren. Eines Tages schlummert man dann wohlverdient sabbernd ein und wacht nicht mehr auf.
Feierabend!
Nun steht man vor dem lieben Herrgott (vorausgesetzt, dass dieser existiert) und muss Rechenschaft über sein Leben abgeben. Man kann stolz darüber berichten, wie weit man es in seinem Leben gebracht hat.
Nach einem erfolgreichen Studium hat man es innerhalb eines großen Konzerns bis zum sage und schreibe Abteilungsleiter gebracht. Nebenbei produzierte man jährlich um die 230 kg Hausmüll, da die Verpackungsindustrie ja auch von etwas leben muss. Dann konnte man in den Medien mitverfolgen, wie das letzte männliche Breitmaulnashorn auf der Erde verstarb. Außerdem war man im Laufe seines Daseins immer mit dem neusten Modell eines Smartphones ausgestattet, so dass man überall auf der Welt die neusten und lustigsten Youtube-Videos anschauen konnte.
Es kann sein, dass der liebe Gott uns fragt, was wir denn wirklich Sinnvolles für die Menschheit und Umwelt getan hätten. Doch außer einer erbärmlichen Greenpeacespende und einem einhundert prozentigem Einsatz im Unternehmen fällt uns vielleicht nicht mehr viel ein.
Eine erdrückende Stille bereitet sich aus. Der liebe Gott räuspert sich und erklärt uns, dass in der Hölle kein Platz mehr sei und uns deshalb wieder auf die Erde zurückschicken müsse. Vielleicht würden wir die zweite Chance wahrnehmen und begreifen, dass die geistige Entwicklung und die Erhaltung einer lebensfreundlichen Umgebung weitaus wichtiger sind als sinnlos zu arbeiten, zu konsumieren und zu sterben.
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